Wer denkt eigentlich an die Entscheider?
Der Erfolg eines Unternehmens liegt in grossen Teilen darin, dass die Summe der guten Entscheide jene der Fehlentscheide übersteigt.
Wer also in die Informationsqualität, den Informationsfluss und die Entscheidungsunterstützung auf allen betroffenen Entscheidungsebenen investiert, investiert in sein eigenes Überleben.
So weit die etwas “naiv” klingende Präambel zu diesem Beitrag.
Vielleicht wegen dieses Umstandes:
Nach wie vor schlagen sich Entscheider auf der Geschäfts- und Prozessebene - vor allem unter “digitalem Vorzeichen” - mit Technologiefragen herum
Noch immer verargumentieren Technologieanbieter ihre Services und Produkte mit technischen Leistungsmetriken und State-of-the-Art-Funktionalitäts-Bombardements
Noch immer werden die Fachkräfte zu Fragen der Informationsversorgung (CTO, CIO, etc.) als technologiegetriebene Spezies referenziert
Wird im Rahmen der Digitalisierung immer von der Umstellung von konventionell auf digital, all den Trends, Modellen und empfohlenen Technologien rund um diese “Digitalisierung” gesprochen, aber kaum von dem, was wesentlich ist:
dem nun von Technologien getragenen Informationsfluss, der zu Entscheiden, Transaktionen und Resultaten für die Entscheider und Unternehmer führt.
Die Fragen, die sich hier stellen sind wohl jene:
Welche Informationen braucht es, um zu entscheiden
Nach welchem Grundmuster wird entschieden
wieviel Energie und Risiko ist mit dem Entscheidungsprozess verbunden, weil etwas im Entscheidungsprozess erschwert wird
Hier dazu ein kleines Gedankenexperiment. Was geschieht, wenn über mehrere Ebenen hinweg, folgendes geschieht:
Etwas für das Unternehmen relevantes wird registriert, aber nicht als relevant eingestuft
Etwas, was relevant sein sollte, ist aufgrund von Richtlinien, Erfahrungsmustern nicht relevant
Dadurch ergibt sich ein unvollständiges, ein “lückenhaftes” Lagebild
Daraus werden Ursache und Wirkungszusammenhänge abgeleitet, welche vom Notwendigen abweichen
Womit irrelevante Status-, Fortschrittsabfragen und Kontrollmechanismen zum Zuge kommen
Was Justierungsaufwand für die Führungskraft bedeutet, die Situation aber nicht zwingend besser macht, weil auch bei der nächsten Runde immer noch dieselben Ausgangsvoraussetzungen herrschen (Unvollkommene Information)
Stellen Sie sich vor, so etwas geschieht Tag für Tag, über mehrere Führungsebenen eines Unternehmens hinweg im 15 MInuten-Takt.
Stellen Sie sich nun weiter vor, wieviel Energie, nicht berechnete Meetingstunden, Reibungsverluste und Feuerwehrübungen für eine Führungskraft dazu kommen, weil mit einem neuen “digitalen” Leuchtturm noch mehr Komplexität in den Informationsfluss des Unternehmens eingebaut wird.
Wäre es unter diesen Voraussetzungen für einen CDO, CIO, Berater, Technologieexperten nicht zielführender zuerst einmal darüber nachzudenken, wie man die “Informationslogistik” innerhalb des Unternehmens für alle entscheidenden Instanzen so strukturiert, dass den Entscheidern wieder mehr Zeit, mehr Qualität und mehr Ruhe im Entscheiden gewährt wird, statt sie mit noch mehr Ballast zu bemühen?
Womit wir bei einem Punkt sind, der erklärt, warum obiger Wunsch noch immer nicht Realität ist.
Durch die ständige Steigerung der Schlagzahl an Entscheiden im Unternehmen, durch das ständige Steigern der Datenmenge an spezifischen Stellen und durch die “Get the things done - Mentalität”, die sich daraus zwangsläufig ergibt, ist eine Kernaktivität des Unternehmerischen vollkommen unter die Räder geraten:
Das systematische “Durchdenken der eigenen Informationsflüsse” im Unternehmen. Selbiges erscheint unter der Vorgabe alles schnell erledigen und delegieren zu müssen derart illusorisch, das man glauben könnte, man fände sich bei “Alice im Wunderland” wieder. Genau dort, wo das Kaninchen permanent vorbeihetzt, weil es ständig zu spät ist…
Es ginge aber auch anders: Man beginnt, Aktionsfeld zu Aktionsfeld entsprechende “Aufräumprioritäten” zu setzen, den Informationsfluss wieder herzustellen und die gesamte “digitale Transformation” so zu gestalten, dass es für alle Beteiligten energieschonender wird, zu entscheiden.
Dann erhielte der Begriff “Leuchtturm” sogar wieder Sinn, erhellt er doch, was zuvor im Dunkeln lag…
Nächster Blog: Warum entscheiden so viel Kraft kostet und warum die IT dabei nicht immer hilfreich ist