Wieso das Risikomanagement nichts für die Linie ist…..
Das Risiko akademisch korrekt betriebenen Risikomanagements liegt darin in Paranoia zu verfallen! Sich Sorgen auf Vorrat zu machen kann also genauso lebensgefährlich sein, wie ein allfällig eintretendes Risiko selbst. Da kümmere ich mich lieber gleich, um meine operativen Probleme und schlafe ruhiger!
Obiger Satz mag jenen, die sich in der Compliance Ecke bewegen oder eingefleischte Risiko-Gurus sind sauer aufstossen. Dumm nur, es enthält eine gerüttelte Portion Wahrheit.
Die Erklärung liegt darin, wie der Prozess selbst beschrieben und exerziert wird:
Risiken identifizieren
Risiken bewerten und analysieren
Risiken bewältigen
etc….
Alleine schon beim Identifizieren von Risiken wird dann ein Blumenstrauss an Methoden virulent, dass einem Hören- und Sehen vergeht:
Noch charmanter wird es, wenn man dann all die erfassten und beschriebenen Risiken in Tabellen zusammenfasst, um die “Übersicht” zu behalten:
Das führt in der Regel zu folgendem Effekt:
Entweder erkennt man irgendetwas, das zu schwammig und mit viel zu geringerer Genauigkeit, um irgendetwas zu erkenne
Oder man nimmt “vorbereitete Kataloge” und hofft, das man die Szenarien erwischt hat, die für einen selbst noch eine gewisse Relevanz besitzen
Oder man holt ein mal pro Jahr sein “Risiko-Excel” aus der Schublade, damit man die Übung für die Auditoren abgeschlossen hat, bevor sie das nächste mal nerven…
Unter dem Strich: Viel Rauschen - wenig nutzen - und sollte man die Ergebnisse auch noch ernst nehmen, Paralyse und Paranoia.
Versuchen wir es einmal mit etwas Neuem. Eingedenks des gesunden Menschenverstandes sind bei Risiken immer folgende “Verdächtigen” anzutreffen:
Würde man also entlang einer “Linie” regelmässig die Frage stellen:
Was ist Eure Aufgabe innerhalb der Linienorganisation ?
Wer arbeitet wo mit?
Entlang welcher Schritte arbeitet Ihr?
Womit arbeitet ihr (Ressourcen)?
und was kann dabei “schief” gehen?
weil jemand oder etwas
unwissentlich
wissentlich
mit böser Absicht
aufgrund externen Einflusses erzwungen etwas tut?
und dadurch ein schützenswertes Gut (Achtung inkl. Gesundheit, Integrität und alle menschlichen Aspekte inkl.) schädigt
So ist man zumindest auf einer realistischeren Erfassungsebene unterwegs und kann sich dadurch mit zwei weiteren Schritten als Führungskraft eine Paralyse ersparen.
Festlegen was denn im eigenen Verantwortungsbereich das “schützenswerte” Gut ist und hier zwischen Kronjuwelen und weniger wichtiges unterscheiden
Und mit einer Einschätzung von Wahrscheinlichkeit und Einschlagswirkung jene “Risikovektoren” unter Überwachung stellen, die wirklich gefährlich erscheinen.
Die Sache hat allerdings auch hier wieder einen “Haken”. Die Welt ist komplexer geworden. Verliert man als Führungskraft die Übersicht über jene 4 Verwundbarkeitsfelder, die einen an der Linie fortwährend beschäftigen. Hilft obige Logik nur bedingt:
Wer nicht weiss, was das eigene Personal an welchen Informationen, Skills und Fertigkeiten verfügt, kann dieses “Wissensträger” nie wirklich gezielt für das Erkennen und Bewältigen von Risiken einsetzen
Wer nicht weiss, regelt und kontrolliert, wie, mit welcher operativen Bedeutung und mit welchen Regeln eingehende Güter, Materalien in die eigenen Linienabläufe integriert werden bzw. wie der interne Materialfluss läuft - hat fortlaufend mit bösen Überraschungen zu rechnen
Wer nicht mehr abschätzen kann, welche Leistungen mit welcher Bedeutung, wann , wo, wie und mit welchen Kriterien in die internen Abläufe integriert wird, wird fortlaufend “Provider-Issues” haben
Wer nicht weiss, wie und mit wievielen technologischen Bausteinen bestückt, die auftragsrelevanten Informationen Ihr Ziel korrekt, zeitgerecht und in verarbeitbarer Weise erreichen (Informationsfluss), wird fortlaufend in Unruhe leben.
Womit wir dort wären, wo der Linienverantwortliche wirklich gefordert ist. Im Monitoring jener Grundlagen, die für einen Grossteil der Entstehung der operativen Risiken relevant sind.
Werbejingle in eigener Sache: Wir führen seit geraumer Zeit derartige Resilience-Checks entlang dieser “Verwundbarkeitsfelder” durch und liefern damit den Linienmanagern Profile, die dann später im Risikomanagement und für die Planung von “Hausaufgaben” eingesetzt werden.
Ein Blick auf : www.resilience-tools.com wäre daher lohnenswert.
Next Blog - Von schwachen Signalen, dem Vermeiden von Managementüberlastung und zeitgerechter Krisenreaktion